Ein trüber, nasser, aber sehr milder Frühling 24

Wetterrückblick der Meteostation Basel-Binningen

Vom Frühling 24 werden uns vor allem der Mangel an Sonnenstunden über alle drei Monate, die grosse Nässe im Mai und der Mangel an Frost- und Reiftagen der ersten Frühlingshälfte in Erinnerung bleiben. Trotz fehlender Sonnenwärme blieb der diesjährige Lenz mit 11,9 Grad ausgesprochen mild.

Der März war eher ein April

Nach dem extrem milden Februar startete der Frühling im März ebenfalls mit hohen Temperaturen. Ausser zwei Tagen am Monatsende waren alle Tage zu warm, im gesamten Monat resultierte ein Temperaturüberschuss von 2,4° gegenüber dem Mittel von 1991 bis 2020. Die Durchschnittstemperatur von 9,4° würde eher zum Monat April passen. Der Kaltlufteinbruch vom 24. bis 27. März war nicht schwerwiegend und richtete kaum Schäden an, obwohl die Obstblüte teilweise begonnen hatte. Am 27. hatten wir mit 950 mbar einen ausserordentlich tiefen Luftdruck. Mit einer markanten Südströmung kamen Ende März und anfangs April mehrmals Schübe von Saharastaub weit nach Norden und verfärbten den Himmel gelblich.

Gross war die Regenmenge, die im März fiel, nämlich 87 statt der üblichen 52 mm (Liter pro m²). Das ist ein Überschuss von 67 Prozent. Schnee fiel im März keiner, und auch Frosttage (mit Temperaturen unter Null) fehlten. Die Sonne schien im März nur an 121 statt der zu erwartenden 143 Stunden. Der Himmel war oft bewölkt, helle Tage gab es keine, und an sieben Tagen war kein Sonnenstrahl auszumachen.

Trüber und sonnenarmer April

Der April startete fulminant mit drei Sommertagen in der ersten Woche und einem Temperaturmaximum von 29° am 6. Verantwortlich war erneut eine starke Südströmung mit Föhn in den Alpen. Doch in der zweiten Monatshälfte gab es eine deutliche Abkühlung mit unterdurchschnittlichen Temperaturen. Diese bremsten die vorangeschrittene Vegetationsentwicklung. In der dritten Aprilwoche waren die Nächte relativ kalt. Der April wurde mit 11,2° «nur» ein halbes Grad zu warm. Insgesamt zählten wir fünf Sommertage mit einer Temperatur über 25°, jedoch keinen Frosttag. Als einziger Frühlingsmonat wurde der April zu trocken und erreichte mit 42 mm nur 63 Prozent der Norm. Viermal fiel Graupel und einmal Schnee vom Himmel. Dennoch lag die Bewölkung mit 80 Prozent deutlich höher als die üblichen 68 Prozent. Die Sonne schien nur an 139 von üblicherweise 179 Stunden, also 37 Prozent unter der Norm.

Nässe statt Wonne im Mai

Mit 187 Litern statt der üblichen 99 war der Mai fast doppelt so nass wie nach der Norm. Ausser in der ersten Dekade fiel fast täglich Niederschlag, sechsmal in gewittriger Form. Am 13. und am 20. Mai gab es heftige Gewitter mit Starkregen und Blitzschlag mit 25 bzw. 31 Litern Wasser pro Quadratmeter (am 13. innerhalb einer Viertelstunde). Am Monatsende brachte das Tief «Radha» trübe Tage und sehr viel Feuchtigkeit. Die Bäche und Flüsse gingen hoch, die Rheinschifffahrt wurde eingestellt.

Die Sonne schien im Mai nur an 164 von üblichen 200 Stunden, was 82 Prozent der Norm bedeutet. Der Mai war mit 15,0 statt 14,6 Grad leicht zu warm. Es gab vier statt sieben Sommertage, dagegen waren die Minimaltemperaturen in diesem Monat relativ hoch. Die höchste Tagestemperatur wurde gleich am 1. Mai mit 26,9° erreicht. Ein Lichtblick waren die Feiertage, an Auffahrt und Pfingsten gab es reichlich Sonnenschein. Was an andern Orten Furore machte, war leider auf unserer Station nicht sichtbar: die Nordlichter, eine Folge der erhöhten Sonnenaktivität.
Vegetation zwei Wochen voraus

War die Pflanzenentwicklung zum Frühlingsbeginn infolge des milden Winters gut drei Wochen voraus, wurde sie durch die kühle Phase im April und die Nässe im Mai gebremst. Am Frühlingsende beträgt sie etwa zwei Wochen. Das Wiesenschaumkraut begann Mitte März zu blühen, die Magnolien bei der Wetterstation etwa am 20. März. In der letzten Märzwoche folgten die Obstbäume. Zum Glück gab es kaum Frost. Für die Bodenkulturen (Erdbeeren) war der nasse Mai ungünstig, der Rhabarber dagegen genoss ihn.

Meteorologischer Verein der Region Basel-Binningen,
Max Baumann, Albert Braun


Titelbild: Düsterer Abendhimmel mit Schauerzelle über dem Bruderholz am 20. April Fotos: zVg

image4png

Frühe Fruchtentwicklung bei Aprikosen Mitte April

image2png

Reiche Rhododendrenblüte in Brüglingen im April

image3png
Randvoller Dorenbach nach heftigem Maigewitter